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Berichte von den Projekten : Wenn Eltern keine Selbstverständlichkeit mehr sind
02.12.2011 10:14 ( 5633 x gelesen )

Hasbergerin Johanna Marre berichtet aus dem Kinderhilfsprojekt Cusco/Peru

 Hausaufgabenbetreuung im Jugendhaus in Quiquijana
Foto: Kinderhilfe Cusco-Peru e.V.
Im Juli 2011 startete ich gemeinsam mit vier anderen Freiwilligen in ein 11-monatiges Kinderhilfsprojekt im Andenhochland in Peru. Im von der Inkahauptstadt Cusco 80-km-entfernten Dorf Quiquijana befindet sich eine Herberge für Kinder, denen eine Vollverpflegung, Übernachtung, Freizeitgestaltung sowie abendliche Computer- und Englischkurse angeboten werden. Darüber hinaus deckt ein Eigenanbau von Gemüse in zwei großen Gewächshäusern zu einem großen Teil den Nahrungsmittelbedarf der Herberge ab.
Nach einem einmonatigen Sprachkurs in Cusco arbeite ich nun schon seit vier Monaten in diesem Projekt und es sind schon so viele neue und verschiedene Eindrücke auf mich eingeprasselt, dass es gar nicht so einfach ist, sie alle zu verarbeiten.








 Blick auf Quiquijana
Foto: Kinderhilfe Cusco-Peru e.V.
Die Kinder, mit denen ich täglich zusammen arbeite und lebe, stammen überwiegend aus schwierigen Familienverhältnissen. Ihre Familien sind zum Teil verarmt, verstorben, alkohol- oder drogenabhängig, haben ihre Kinder verstoßen oder sind gewalttätig. Eine erhöhte Gewaltbereitschaft hat sich auch auf manche Kinder übertragen - das merkt man schon dann, wenn sie Konflikte mit Schlägen und Tritten zu lösen versuchen, anstatt miteinander zu reden. Bei einigen sind auch deutliche Erziehungsdefizite zu erkennen. Einmal pro Woche begleite ich drei Mädchen im Alter von 5 Jahren zum Kindergarten. Von einem dieser Mädchen, namens Jamileth, arbeitet deren Onkel als Eisverkäufer an der Straße. Jedes Mal, wenn wir an diesem vorbeispazieren, verlangt Jamileth mindestens eine Kugel Eis oder mehr. Anstatt sich hinterher zu bedanken, streckt sie ihre Hand aus und fordert obendrein noch ein paar Münzen, um sich im nächsten Laden Süßigkeiten kaufen zu können. Die anderen beiden Kinder bekommen entweder weniger oder gar kein Eis und dürfen nur gelegentlich bei Jamileth abschlecken. Auch kennt dieses Mädchen ihre Grenzen nicht, wenn sie beispielsweise zum Stehenbleiben gerufen wird oder sich geduldig in einer Reihe anstellen soll.
Jetzt, wo ich ihre Eltern kennengelernt habe, kann ich ihre Verhaltensweise schon eher nachvollziehen. Ihr Vater arbeitet in Lima und besucht seine Tochter nur einmal im Jahr für ein paar Tage. Da er Jamileth bei jedem Besuch reichlich beschenkt und ihr viel Zuneigung zeigt, hängt sie sehr an ihrem Vater. Das war besonders beim Abschied deutlich zu spüren, als sie hinterher in einen langen Kreisch- und Weinanfall fiel und nicht mehr aufhören mochte. Ihre Mutter habe ich erst in der vergangenen Woche kennengelernt und ist mir aufgrund ihres respektlosen Verhaltens gegenüber den Schwestern des Hauses sehr seltsam aufgefallen. Sie schenkt ihrer Tochter weder Liebe noch Zuneigung, sondern kommandiert sie in einem emotionslosen Ton herum. Auf ihre Anweisungen folgt Jamileth aber erst gar nicht, sondern überschreitet ihre Grenzen, was ihre Mutter noch mehr außer Rage bringt.
 Die Koffer sind gepackt für die Reise nach Peru
Schon fünf Monate ist es her, dass sich die Hasbergerin Johanna Marre (r.) zusammen mit weiteren jungen Leuten von Dr. Heinz Gravenkötter, dem Vorsitzenden der hiesigen Kinderhilfe Cusco/Peru, verabschiedeten. Jetzt schreibt sie in unserer Zeitung ihren ersten Erfahrungsbericht.
Foto: Stadtjournal "blick-punkt" Georgsmarienhütte
Das andere Mädchen aus dem Kindergarten namens Yajaira fragte mich einmal: „Leben deine Eltern noch?“ Sie fragte dies, als sei es eine so selbstverständliche Frage wie „Wie wird das Wetter heute?“. Dass ein Elternteil verstorben ist, ist hier im fernen Peru leider keine Seltenheit. In solchen Momenten wird mir besonders bewusst, wie sehr wir eine komplette Familie als selbstverständlich ansehen und wir sie mehr zu schätzen wissen sollten. An Allerseelen, hier auch der „Tag der Toten“ genannt, gingen wir Freiwilligen mit einigen Kindern zum Friedhof. Yajaira ließ fröhlich verlauten: „Wir besuchen Mama und Papa!“ So nach und nach lerne ich die verschiedenen Geschichten der einzelnen Kinder kennen und kann so mehr und mehr ihre Verhaltensweisen nachvollziehen. Viele Kinder sind tatsächlich ganz ohne Liebe und Geborgenheit aufgewachsen und da sie mir mit der Zeit immer mehr ans Herz wachsen, versuche ich den Kindern das zu schenken, was ihnen von ihren Eltern verwehrt wurde. In den ersten Wochen meiner Freiwilligenarbeit hier, war es nicht ganz so einfach die richtige Balance zwischen Autorität und dem „Herzen“ zu finden. Mittlerweile habe ich das Ziel erreicht, dass ich sowohl als Respektperson als auch als jemand angesehen werde, zu dem man jederzeit laufen kann, wenn Nähe und Geborgenheit gesucht werden.

Bericht aus dem Stadtjournal "blick-punkt" Georgsmarienhütte vom 1. Dezember 2011


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